Zu dieser Textfassung

Im Tagzeitenbuch der Ev. Michaelsbruderschaft, mit dem ich lange meine persönlichen Gebetszeiten gestaltet habe, entdeckte ich irgendwann im Anhang den Christus-Rosenkranz in der Textfassung von Herbert Stöckl, Walter Golzen und Rudolf Ehrat. Sehr dankbar und voller Freude kaufte ich mir eine Rosenkranzkette und begann zu beten. Aber ich stieß auf Schwierigkeiten. Katholiken beten: "Gegrüßest seist du, Maria" - in der alten Fassung des Christus-Rosenkranzes gab es aber keine Anrede, sondern sie blieb in der dritten Person. Entsprechend hatte ich nicht das Gefühl, wirklich zu beten. Das "Du", die Anrede Jesu Christi fehlte mir schmerzlich. Die arhythmische Satzmelodie, die mir als Lobpreismusiker sofort auffiel, tat ein übriges. Ich beschäftigte mich mit dem Text etwas genauer und begann, ihn zu überarbeiten. 

Matthäus 21,9 "Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN" als Ausgangspunkt gefiel mir sehr gut. Aber ich habe hier in der zweiten Person, also mit "Du" formuliert. Als ich den Satz jetzt so sprach: "Gelobt seist Du, der du kommst im Namen des HERRN", erinnerte mich der Satzrhythmus an einen Hexameter. Diesen habe ich daraufhin als Muster für die Satzmelodie verwendet. 

Der zweite Satz aus dem originalen Christus-Rosenkranz gefiel mir gar nicht. "Gottes und Marien Sohn" kommt in dieser Zusammenstellung in der Bibel nicht vor und bietet, öhem, Anlass für gewisse Missverständnisse, besonders wenn einem Muslime beim Beten zuhören. Ich habe es darum vorgezogen, mich an das Petrusbekenntnis Matthäus 16,16 anzulehnen.

Die Geheimnis-Sätze habe ich in ihrer Formulierung im Sinne einer "Ökumenischen Spiritualität" so nahe wie möglich an den Marienrosenkranz herangerückt. Dort sind sie bezogen auf konkrete Stationen im Leben Jesu. Ich habe sie lediglich an das Satzmetrum angepasst und nur die ausdrücklichen mariologischen Sätze, die evangelische Christen nur schwer mitbeten können, ersetzt.

Den Anbetungsteil schließlich, der mir im Original in seiner Abfolge unklar blieb, habe ich anhand des "großen Gloria" (EG 180.1) umformuliert. Aus meiner eigenen Gebetspraxis mit dem Christus-Rosenkranz hat sich dann der Wunsch ergeben, den Lobpreis Gottes des Vaters in einem eigenen Satzteil nach Johannes 16,23-24 neu aufzunehmen. Denn wir Christen beten zum Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Dadurch hat der Christus-Rosenkranz sechs statt wie bisher fünf Sätze. Das macht eine musikalische Begleitung möglich. Vielleicht kann er im Gebetshaus-Stil begleitet werden.